Ganz nah dran

Bei aggressivem Eierstockkrebs helfen nur intensive Therapien, die für Patientinnen meist sehr kräftezehrend sind. Ein Programm aus Bewegung und Ernährung soll helfen.


Von Nicole Sénégas-Wulf

Eierstockkrebs, das Ovarialkarzinom, kann sich gut verbergen. „Im Anfangsstadium ist es meist weder im Ultraschall noch über das Blut nachweisbar, was eine Früherkennung kaum möglich macht“, sagt Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt, Direktorin der Klinik für Gynäkologie des UKE. Auch erste Symptome wie Bauchschmerzen oder Verstopfungen sind sehr unspezifisch. „Gleichzeitig wächst dieser Krebs oft extrem schnell“, so die Gynäkologin. In drei Viertel der Fälle wird das Ovarialkarzinom erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

So aggressiv der Tumor, so intensiv die Therapie: Auf eine OP, bei der Eierstöcke, Gebärmutter sowie Gewebe anderer befallener Organe entfernt werden, folgt meist nahtlos die Chemotherapie. „Auch wenn wir den Tumor so in den Griff bekommen, sind unsere meist älteren Patientinnen infolge der Behandlung stark geschwächt“, so Prof. Schmalfeldt. Typische Begleiterscheinungen wie Muskelschwund und Mangelernährung erschweren vielen Frauen ein selbstständiges Leben. Das soll sich möglichst ändern. Und zwar mit einem individualisierten Versorgungskonzept, das im UKE von einem interprofessionellen Team aus Ärzt:innen, Sport- und Ernährungswissenschaftler:innen sowie Psycholog:innen entwickelt wurde. „In einer Vorläuferstudie konnten wir sehen, dass sich ein solches Ernährungs- und Bewegungsprogramm positiv auf die Lebensqualität und Krankheitsprognose auswirken kann“, sagt Prof. Schmalfeldt.

Portrait Frau Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt
Direktorin der Klinik für Gynäkologie des UKE
Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt

Die Interventionsstudie BENITA soll diesen Ansatz unter Federführung des UKE nun überprüfen und insgesamt 185 Patientinnen einschließen. Gefördert wird das Projekt durch den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss mit 1,2 Millionen Euro. „Wichtig ist uns, den in ihrer Mobilität eingeschränkten Patientinnen ein realistisches und gut begleitetes Programm anzubieten“, erklärt Studienkoordinatorin und Psychologin Dr. Tabea Maurer. Hierfür entwickelte das UKE-Team spezielle Übungsanleitungen und Rezepte, die den Patientinnen über eine App zur Verfügung gestellt und durch Kurzfilme veranschaulicht werden. Darüber hinaus halten Trainer:innen und Ernährungsberater:innen über die App engen Kontakt zu jeder Patientin, um mögliche Hürden zu besprechen und ihnen zur Seite zu stehen. Prof. Schmalfeldt betont: „Es geht darum, betroffene Frauen während und nach der Therapie so zu unterstützen, dass sie auch weiterhin ein selbstbestimmtes Leben führen können.“

Eierstockkrebs

Das Ovarialkarzinom ist die zweithäufigste gynäkologische Krebserkrankung. Sichere Screenings zur Früherkennung existieren derzeit nicht. Jährlich erkranken rund 9000 Frauen in Deutschland. Das Durchschnittsalter liegt bei 65 Jahren.

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Auf diesen Seiten gibt es mehr Details: www.uke.de/benita